Donnerstag, 30. September 2010

Rücktrittswelle hält an

Serbske Nowiny
Deutsche Ausgabe
29. September 2010


Die Domowina und ihre Führung in der Krise

Bautzen. Der öffentliche Brief des sorbischen Dichters Kito Lorenc an die Stiftung für das sorbische Volk sorgt Monate nach seiner Veröffentlichung weiterhin für Diskussionen und Reaktionen in der sorbischen Öffentlichkeit und in Führungsgremien.

Der Bundesvorstand der Domowina hat auf seiner eilig einberufenen Sondersitzung am 9. September die beiden Mitglieder des Präsidiums Ludmila Budar und Benedikt Dyrlich ihrer Aufgaben in Gremien des Dachverbandes der Sorben enthoben und ihnen ihr Misstrauen ausgesprochen. Hauptgrund dafür ist, dass beide den Lorenc-Brief unterschrieben und unterstützt haben. „Damit haben sie gegen die Satzung der Domowina verstoßen und den Sorben erheblich geschadet“, so die Begründung. Beide Betroffenen wurden jedoch zu den Anschuldigungen vom höchsten Sorbengremium nicht einmal angehört. „Es kam zu einem Tribunal, das von unsachlicher Diskussion geprägt war. Eines der Mitglieder brachte sogar zum Ausdruck, dass es nicht zum Diskutieren gekommen sei, sondern zu dem einzigen Zweck, einigen Mitgliedern des Präsidiums sein Misstrauen auszusprechen und sie abzuwählen“, schrieb Dr. Martin Walde in einem Brief an den Vorsitzenden der Domowina Jan Nuck. Das Vorgehen des Bundesvorstandes bewog den stellvertretenden Vorsitzenden des Bildungsausschusses Michael Walde, bis zur Klärung der Konflikte seine Ämter in der Domowina niederzulegen. Ebenso hat Dr. Martin Walde seine Mitarbeit im Präsidium der Domowina beendet und die Vorgehensweise des Bundesvorstandes scharf kritisiert. Auch der Vorsitzende der Domowina-Ortsgruppe Panschwitz-Kuckau Benno Paschke kündigte seine Mitarbeit im Strukturausschuss. Mitglieder einiger Domowina-Ortsverbände überlegen bereits, ihre Mitgliedschaft ruhen zu lassen oder den Verband zu verlassen.

Nicht nur die Domowina erntet derzeit viel Kritik. Auch die Stiftung für das sorbische Volk steht weiter im Kreuzfeuer. Der ehemalige Bautzener Landrat Horst Gallert greift den Stiftungsdirektor Marko Suchy und dessen Arbeitsweise hart an. „Sein Vorgehen gegen Herrn Rögner und andere Leitungsmitglieder, wie z.B. Frau Budar und Herrn Dyrlich, ist in meinen Augen skandalös“, schreibt er in einem Brief an die Sächsische Zeitung. „Ich glaube, dass es Herrn Suchy nicht so sehr um Neustrukturierung sorbischer Einrichtungen, als vielmehr um die Ausschaltung missliebiger Personen geht, koste es, was es wolle“, meint Gallert.

Den ehemaligen Intendanten des SNE Wolfgang Rögner hatte Suchy wegen angeblicher Ungereimtheiten bei Honorarverträgen am 26. August in ungewöhnlicher Weise fristlos gekündigt. (JaW)


Schluss mit dem Unfug!
Offener Brief an die Stiftung für das sorbische Volk

Sorben fordern Ablösung des Stiftungs-Chefs

Feste Familienbande
Für Familie Ziesch ist jede Bundesvorstandssitzung auch eine Familienangelegenheit [...]

Donnerstag, 23. September 2010

Wissenschaftler lässt Arbeit bei der Domowina ruhen

Sächsische Zeitung
Donnerstag, 23. September 2010

Bautzen. Der sorbische Wissenschaftler Měrćin Wałda lässt seine Mitarbeit in Bundesvorstand und Präsidium des sorbischen Dachverbandes Domowina ruhen. Damit reagiert er auf die Entscheidung des Bundesvorstandes, zwei Präsidiumsmitgliedern das Misstrauen auszusprechen. Sie hatten einen kritischen offenen Brief des Schriftstellers Kito Lorenc gegen die Umstrukturierung sorbischer Einrichtungen unterschrieben.

Měrćin Wałda sagte zudem: "Der Geschäftsführer der Domowina, Bernhard Ziesch, hat das Präsidium nie wirklich anerkannt." Das mache die Arbeit unmöglich. Gegen ihn, Wałda selbst, sollte ursprünglich ebenfalls das Misstrauen ausgesprochen werden. Denn auch er hatte den offenen Brief zunächst unterzeichnet, seine Unterschrift später aber zurückgezogen. "Ich kam aus dem Urlaub und wurde vom Brief überrumpelt." Beim Nachdenken sei ihm das Schreiben aber nicht mehr hilfreich erschienen, (ihg)

Feste Familienbande
Für Familie Ziesch ist jede Bundesvorstandssitzung auch eine Familienangelegenheit [...]

Dienstag, 21. September 2010

Ehemaliger Landrat kritisiert die sorbische Stiftung

Sächsische Zeitung
Dienstag, 21. September 2010

Bautzen. Scharfe Kritik an der sorbischen Stiftung und ihrem Direktor Marko Suchy übt Bautzens ehemaliger Landrat Horst Gallert. Suchy gehe es offenbar nicht um die Neu-Strukturierung der sorbischen Einrichtungen, sondern darum, missliebige Personen auszuschalten - koste es, was es wolle. Als Beispiel nennt er das Vorgehen gegen den bisherigen Intendanten des Sorbischen National-Ensembles Wolfgang Rogner, der vor wenigen Tagen ohne jede öffentliche Begründung entlassen und mit einem Hausverbot belegt wurde.

Als ebenso skandalös empfinde er den Umgang mit dem Chefredakteur der Sorbischen Zeitung Benedikt Dyrlich und der Vorsitzenden des Sorbischen Schulvereins Ludmila Budar. Beide wurden von ihren Funktionen im Domowina - Präsidium beurlaubt, weil sie die Stiftung und Suchy in einem offenen Brief kritisiert hatten.

Es müsse überdies zu denken geben, wenn erst die Vorsitzende der sorbischen Arbeitsgruppe Medien ihre Arbeit niederlege und nun auch Lusatia - Verleger Frank Stüber das Gremium verlasse. Ebenso stehe die Frage, was aus dem "sinnlosen Gutachten des Dr. Vogt" zur Reform der sorbischen Einrichtungen geworden sei, das mehrere Hunderttausend Euro gekostet habe.

Aus seiner Sicht sei das Maß voll, so Gallert. Der Bund und die Länder Sachsen und Brandenburg dürften die Arbeitsweise des Stiftungsdirektors und seines Umfeldes nicht länger dulden. "Die Geldgeber sollten handeln, bevor noch mehr Geld verbrannt werden kann." (SZ)

Ensemble-Chef muss gehen - viele Fragen bleiben

Sächsische Zeitung
Freitag, 17. September 2010

Wolfgang Rogner wurde als Intendant des Sorbischen National-Ensembles entlassen. Noch ist nicht klar, warum.

Von Irmela Hennig

Die Gründe sind nicht bekannt. Nur die Tatsache steht: Wolfgang Rogner wurde als Intendant des Sorbischen National-Ensembles Bautzen (SNE) fristlos entlassen. Nähere Angaben macht die Stiftung für das sorbische Volk, die diese Entlassung ausgesprochen hat nicht. Auch Christian Baumgärtel, Vorsitzender des Ensemble-Beirates, kennt nur den Fakt und nicht die Veranlassung. Der Beirat prüft die Tätigkeit des Geschäftsführers - diese Position hatte Wolfgang Rogner bis Mai dieses Jahres inne. Ob wirtschaftliche Fehlentscheidungen nun zu Rogners Entlassung geführt haben? Christian Baumgärtel kann das nicht sagen. Nur so viel, für 2009 hatte der Beirat empfohlen, den Geschäftsführer Rogner zu entlasten. "Da war alles in Ordnung", so Baumgärtel. Die Gründe für die nun fristlose Kündigung des ohnehin beurlaubten Intendanten soll der Beirat am 4. Oktober erfahren. Wolfgang Rogner war für die SZ selbst nicht zu erreichen. In der Sorbischen Zeitung hatte er aber rechtliche Schritte angekündigt.

Streit um neue Strukturen

Für Lutz Hillmann - den Intendanten des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters in Bautzen und langjährigen Kollegen Rogners - ist die Entscheidung unverständlich. "Wenn er Fehler gemacht hat, dann kommt die fristlose Kündigung zu spät. Wenn nicht, dann einigt man sich in solchen Fällen über Abfindungen und in Gesprächen."

Schon seit Mai 2010 ist Wolfgang Rogner praktisch nicht mehr Intendant des Sorbischen National-Ensembles. Quasi übers Wochenende wurde er beurlaubt und zuvor als Geschäftsführer abgesetzt. Der Grund - Rogner wollte die Umstrukturierung des SNE nicht mittragen. Die Stiftung für das sorbische Volk hat als Gesellschafter und wichtigster Geldgeber beschlossen, das Musiktheater zu verkleinern. Von 107 Stellen sollen 27 gestrichen werden. Wolfgang Rogner hatte in der Vergangenheit mehrfach gesagt, dass es mit dieser Entscheidung "kein Ensemble mehr gibt, mit dem ich arbeiten kann".

Die Stiftung für das sorbische Volk hatte im Zuge der Umstrukturierung eine Wirtschaftsprüfung für das Ensemble in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse sind da, aber noch nicht veröffentlicht. Darum ist unklar, ob die Kündigung damit in Zusammenhang steht.

Präsidiums-Mitglieder beurlaubt

Gedanken über die Entlassung macht sich auch die Gesellschaft zur Förderung des Sorbischen National-Ensembles. Allerdings will man hier die Begründung abwarten, ehe man sich äußert. Mit der Verkleinerung des Ensembles stehe die Zukunft des Förderkreises allerdings auch selbst in Frage. - Indes hat die Diskussion um die Zukunft des SNE zu ersten Konsequenzen geführt. Nachdem mehrere Sorben in einem offenen Brief Kritik an der geplanten Zusammenfassung von sorbischen Einrichtungen in einer Kultur-GmbH geübt hatten, wurden nun zwei Mitunterzeichner von ihrer Arbeit im Domowina - Präsidium beurlaubt. Der Domowina - Bundesvorstand hat der Vorsitzenden des Sorbischen Schulvereins Ludmila Budar und Benedikt Dyrlich das Misstrauen ausgesprochen.

Ein Schlichtungsausschuss prüfe nun, "ob das Handeln beider Personen zu einer Verletzung in ihrer Verantwortlichkeit entsprechend der Satzung" geführt hat und der Domowina ein Schaden entstanden ist, so Jana Peter vom Bundesvorstand. Für Benedikt Dyrlich, den Vorsitzenden des Sorbischen Künstlerbundes, ist das unverständlich. Der Brief sei ein Ausdruck von Demokratie - und er stehe dazu.


Sächsischer Rechnungshof:
Sorbisches National-Ensemble GmbH


Der Kampf für eine freie und unabhängige Berichterstattung war hart!

Steuerverschwendung

Stiftung darf nicht länger schweigen

Sächsische Zeitung
Freitag, 17. September 2010

AUF EIN WORT

Irmela Hennig zur Entlassung des Intendanten des National-Ensembles

Wolfgang Rogner, bis vor kurzem Geschäftsführer und Intendant des Sorbischen National-Ensembles, wurde fristlos entlassen. Das ist kein Pappenstiel. Es muss für diesen Schritt schwerwiegende Gründe geben. Sonst erscheint er nicht nur fragwürdig, sondern ist auch rechtlich angreifbar.

Bislang hat die Stiftung für das Sorbische Volk - sie hat die Entlassung ausgesprochen - diese Gründe nicht genannt. Doch sie müssen auf den Tisch. Anderenfalls wird der Ruf eines anerkannten Dirigenten und einer Lausitzer Identifikationsfigur übel beschädigt - durch Spekulationen und vage Vermutungen.

Wolfgang Rogner war umstritten. Gerade die rege Reisetätigkeit des National-Ensembles hat manchen Sorben nicht gefallen. Doch das reicht als Entlassungsgrund genauso wenig aus wie künstlerische Unstimmigkeiten. Hat sich der ehemalige Intendant allerdings etwas zu Schulden kommen lassen, das schwer wiegt, muss auch das offen gesagt werden. Schließlich fließen viele Steuermillionen in das Ensemble und die Steuerzahler haben das Recht zu erfahren, wenn damit falsch umgegangen wird.

Donnerstag, 16. September 2010

"Wir haben sechs Monate umsonst gearbeitet"

Sächsische Zeitung
Donnerstag, 16. September 2010


Bautzen. Verleger Frank Stübner verlässt die Arbeitsgruppe für sorbische Medien. Aus seiner Sicht haben die Ideen der Fachleute keine Chance.

Die sorbischen Einrichtungen sollen reformiert werden. Dazu hat die Stiftung für das sorbische Volk Arbeitsgruppen gegründet - auch für die sorbischen Medien. Doch das Verhältnis ist gespannt. Nach der Vorsitzenden Anne Holzschuh, legt nun auch Lusatia-Verleger Frank Stübner die Arbeit nieder.

Herr Stübner, warum haben Sie die Arbeitsgruppe verlassen?

Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass unsere Vorschläge kaum zum Zuge kommen werden. Die Stiftungsverwaltung und die AG Bühne setzen ihr Konzept der Kultur-GmbH durch, die mehrere Einrichtungen unter einem Dach zusammenfassen soll. Das lässt sich wohl nicht mehr aufhalten.

Welchen Vorschlag hatte denn die Arbeitsgruppe Medien für die Zukunft von Domowina-Verlag und Sorbischer Zeitung?

Wir haben ein Konzept für ein Medienhaus entwickelt, das sorbische Medien wie den Buchverlag, Zeitungen, Zeitschriften und audiovisuelle Medien zusammenführt und dabei das Potential der Sparten berücksichtigt. Natürlich soll die Entwicklung auch hin zu neuen Medien gehen - Internet, E-Book, die Vernetzung der Einrichtungen untereinander. Wir haben sechs Monate intensiv gearbeitet, uns informiert, wie man anderswo mit neuen Medien umgeht - aber letztlich war diese Arbeit umsonst.

Hat sich dieses Ergebnis von Anfang an angedeutet?

Ich war zunächst skeptisch, als man mich um die Mitarbeit in der Arbeitsgruppe bat. Ich hatte so etwas vor zehn Jahren schon einmal mitgemacht. Damals ging es zum Beispiel darum, ob es sinnvoll sei, die Schulbuchproduktion im Domowina-Verlag zu belassen oder sie an das Witaj-Zentrum anzubinden. Am Ende setzte sich die Stiftung gegen den Willen der Praktiker durch. Trotz der Erfahrung damals habe ich mich dann doch entschieden, wieder mitzumachen, denn man hatte uns Autonomie zugesichert. Letztendlich hat sich mein Eindruck verstärkt, dass unsere Arbeitsgruppe nur Alibifunktion hat.

Wie soll die Kultur GmbH aussehen, die wohl kommen wird?

Sie soll nach Vorstellungen der Arbeitsgruppe Kunst/Bühne das Sorbische National-Ensemble, den Domowina-Verlag und das Witaj-Sprachzentrum zusammenfassen. Was unsinnig ist, da es sich um völlig verschiedene Sparten handelt. Angebliche Vorteile werden bisher nur postuliert, ohne sie mit konkreten Berechnungen zu untersetzen.

Wie sieht denn die Rolle der sorbischen Zeitung "Serbske Nowiny" bei all dem aus?

Die wird, wie die anderen journalistischen Medien, außen vor gelassen. Das verstehe ich wiederum nicht, weil eine Verbindung von Verlag und Zeitung gerade im Zeitalter moderner Medien ja sehr sinnvoll ist. Stattdessen soll eine weitere Firma gegründet werden.

Gespräch: Irmela Hennig

Hausverbot für Intendanten

Sächsische Zeitung
Donnerstag, 16. September 2010

Die Stiftung für das sorbische Volk hat Wolfgang Rögner als Ensemble-Chef entlassen.

Bautzen. Wolfgang Rögner darf seine alte Wirkungsstätte, das Sorbische National-Ensemble Bautzen (SNE), nicht mehr betreten. Es wurde ein Hausverbot ausgesprochen. Das sagte Marko Suchy, Direktor der Stiftung für das sorbische Volk. Sie ist Gesellschafter des Ensembles und wichtigster Geldgeber. Suchy bestätigte auch, dass Wolfgang Rögner als Intendant fristlos gekündigt wurde, gab aber keine näheren Gründe an.

Wolfgang Rögner war schon im Mai als Geschäftsführer des SNE entlassen und als Intendant beurlaubt worden. Er hatte angekündigt, das Spar- und Entlassungskonzept für das Musiktheater nicht mitzutragen. Gegenüber der Sorbischen Zeitung kündigte Wolfgang Rögner rechtliche Schritte gegen die fristlose Kündigung an. Ob und wie Abfindungszahlungen geleistet werden müssen, werden die Gerichte klären, so Marko Suchy. Grundsätzlich hat Wolfgang Rögner Ansprach darauf, denn sein Intendantenvertrag läuft bis ins Jahr 2012.

Mit der Entlassung sei auch die Dirigierverpflichtung Rögners hinfällig. Er hatte zuletzt unter anderm beim Musikfest in Schmochtitz mitgewirkt. Es gebe nun interne Vertretungen. Einen Auftritt habe beispielsweise der Ehemann der jetzigen Intendantin und Geschäftsführerin Milena Vettraino übernommen. (ihg)

Feste Familienbande

Mittwoch, 28. Juli 2010

Schluss mit dem Unfug!

Offener Brief an die Stiftung für das sorbische Volk

Es genügt nicht, die jetzt auch der Allgemeinheit (siehe „Sächsische Zeitung" vom 26. Juli 2010) bekannt gewordenen neuerlichen Fusionspläne der „Stiftung für das sorbische Volk" als fachlich indiskutabel, ja lächerlich abzutun.

Wer ernstlich erwägt und plant, inhaltlich-strukturell unvereinbare Institutionen wie das Sorbische National-Ensemble, den Domowina-Verlag und das Witaj-Sprachzentrum in einer GmbH zusammenzufassen und sich gleich noch als Geschäftsführer dieses Konstrukts ins Gespräch bringt, gehört energisch in die Schranken gewiesen, wenn schon nicht seines Postens enthoben, auf dem er seit Jahren ähnlichen Unsinn verzapft und Zeit und Kräfte mit fruchtlosen, unruhestiftenden Debatten vergeudet.

Ganz andere finanzielle Einsparungs-Dringlichkeiten stehen ins Haus: dass nämlich diese Stiftung, die beim Jonglieren mit Steuergelder-Millionen anscheinend übergeschnappt ist, in ihrer jetzigen Struktur abgeschafft gehört. Es genügt völlig, wenn über die Gelder der Stiftung drei buchhalterische Angestellte als Vertreter des Bundes sowie der Länder Sachsen und Brandenburg in Abstimmung mit der Domowina als legitimierter Vertreterin des sorbischen Volkes entscheiden, ohne sich inhaltliche Zuständigkeiten anzumaßen, die sie gar nicht haben können. Unabhängig vom Ergebnis dieser Protestresolution erklären die unterzeichnenden sorbischen Kulturschaffenden, dass sie der geplanten GmbH jegliche Zustimmung nachdrücklich verweigern werden.

Kito Lorenc Bautzen, den 26. Juli 2010

Zu den Erstinterzeichnern dieser Protestresolution gehören u.a.: Meto Benad, Iris Brankatschk, Janina Brankatschk, Liane Bertók, Isa Brützke, Benno Budar, Ludmila Budarjowa, Marian Bulang, Jan Cyz-Ziesch, Róza Domascyna, Benedikt Dyrlicti, Prof. Dr. Helmut Fasske, Dr. Helmut Jentsch, Detlef Kobjela, Jufij Koch, Michar Lorenc, Juro Metsk, Alfred Meskank, Ulrich Pogoda, Prof. Dr. Christian Prunitsch, Janka Rögnerowa, Dr. Hync Rychtar, Angela Stachowa, Dr. Ruth Thiemann, Dr. Martin Walde, Alfons Wicaz-Lehmann und Wórsa Wicazowa.

Sorben fordern Ablösung des Stiftungs-Chefs

Sächsische Zeitung
Mittwoch, 28 Juli 2010

Bautzen. 30 sorbische Künstler und Wissenschaftler haben in einem offenen Brief die Ablösung des Geschäftsführers der Stiftung für das Sorbische Volk, Marko Suchy, gefordert. Anlass sind die Pläne zur Gründung einer Kultur-GmbH, die das Sorbische National-Ensemble, den Domowina-Verlag und das Witaj-Spachzentrum vereinen soll.

Diese inhaltlich-strukturell unvereinbaren Institutionen zusammenzufassen, sei fachlich indiskutabel, ja lächerlich, heißt es in dem Schreiben. Wer solches plane und sich auch noch als Geschäftsführer dieses Konstrukts ins Gespräch bringe, der gehöre seines Postens enthoben, "auf dem er seit Jahren ähnlichen Unsinn verzapft."

Notwendig sei eine Reform der Stiftung. Diese maße sich Kompetenzen an, die sie nicht habe. (SZ)

Warum der Streit bei den Sorben eskaliert

Sächsische Zeitung
Mittwoch, 28 Juli 2010

Namhafte Künstler üben scharfe Kritik am Aufbau einer Kultur GmbH und den massiven Einsparungen.

Von Irmela Hennig

Marko Suchy, der Direktor der Stiftung für das sorbische Volk, gehört seines Postens enthoben. So steht es in einem offenen Brief an die Stiftung für das sorbische Volk, der der Sächsischen Zeitung vorliegt. Unterzeichnet haben ihn unter anderem namhafte sorbische Künstler wie der Schriftsteller Kito Lorenc und der sorbische Komponist Detlef Kobjela.

WORUM GEHT ES IM BRIEF?

Die Verfasser empört zum einen der Umgang mit sorbischen Einrichtungen, die in großem Stil umgebaut werden. Kritisiert wird vor allem die Stiftung für das Sorbische Volk. Sie verteilt Fördermittel von Sachsen, Brandenburg und dem Bund an sorbische Einrichtungen und ist Gesellschafter des Sorbischen National-Ensembles Bautzen (SNE) und des Domowina Verlags. Sie fällt die Richtungsentscheidungen. So auch diese; Man will eine Kultur GmbH gründen, die mehrere sorbische Einrichtungen unter einem Dach zusammenfasst. Gemeint sind das Sorbische National-Ensemble Bautzen, der Domowina-Verlager, aber auch das Witaj-Sprachzentrum zur Sprachförderung sowie die Sorbische Kulturinformation Bautzen. Diese Plänewerden in dem Brief ebenfalls scharf kritisiert.

WIE KONKRET SIND DIE PLÄNE?

Nach den Unterlagen einer Sondersitzung des Stiftungsrates, er ist das Entscheidungsgremium der Stiftung, vom 4. Mai 2010 sind sie sehr konkret und sogar beschlossen. "Konzentration der Kräfte" nennt die Stiftung das Vorhaben.

WAS WURDE BESCHLOSSEN?

Entschieden wurde: Das Sorbische National-Ensemble wird geschlossen und eine neue Kultur GmbH gegründet. Michaela Mosche von der Stiftung für das Sorbische Volk bestätigte gestern, dass im Mai vorsorglich der Schließung der Ensemble GmbH zugestimmt wurde. Hintergrund: Den Sorben fehlt Geld. Darum steht das SNE vor großen Entlassungen. Etwa 30 Mitarbeiter wurden oder werden gekündigt oder erhalten keinen neuen Vertrag. Hätte es dabei viele arbeitsrechtliche Probleme gegeben, hätte man das Ensemble schließen können, so Mosche. Bislang sei der Personalabbau reibungslos verlaufen. Dennoch bestätigt Michaela Mosche: "Der Beschluss steht weiterhin." Er ist auf der Internetseite der Stiftung nachzulesen. Nichts findet man darüber, dass weitere Einrichtungen in der Kultur GmbH unterkommen sollen. Das aber geht aus dem Stiftungsrats-Papier hervor. Von der Stiftung wurde dies immer als Gerücht abgetan. Allerdings wurde der SZ von einem Stiftungsratsmitglied bestätigt, dass der Gründung der Kultur GmbH mehrheitlich zugestimmt wurde.

WAS WIRD AUS DEM THEATER?

Eine Fusion mit dem Deutsch-Sorbischen Volkstheater in Bautzen wird entgültig abgelehnt. Stattdessen wird ein "engmaschiger Kooperationsvertrag" angestrebt, der dem Ensemble "die Möglichkeit gibt, in den Räumen des Theaters eine Heimspielstätte zu etablieren". Übersetzt heißt dies: das Ensemble soll dauerhaft auf der Bühne des Theaters agieren. Mit Lutz Hillmann, Intendant des Theaters, hat darüber noch niemand gesprochen. Er hält diese Idee auf SZ-Nachfrage hin für ausgeschlossen und ärgert sich maßlos darüber.

Parlament für die Sorben gebraucht

Sächsische Zeitung
Mittwoch, 28 Juli 2010

KOMMENTAR

Irmela Hennig über Gemauschel hinter den Kulissen bei den Sorben

Es geschieht momentan viel hinter den Kulissen bei den Sorben. Das ist rechtlich kaum angreifbar. Denn eine Stiftung muss ihre Karten nicht offen auf den Tisch legen. Darum fordern einige Sorben, aber auch Kulturinteressierte schon lange: Die Sorben brauchen ein Parlament. Nicht etwa einen Bundestag wie die Bundesrepublik, der über Afghanistan-Einsätze und Sozialabbau entscheidet, sondern demokratisch gewählte Vertreter, die die Zukunft sorbischer Einrichtungen in die Hand nehmen.

Dieses Parlament muss in offenen Abstimmungen Entscheidungen zur Zukunft von Einrichtungen wie dem Sorbischen National-Ensemble oder Domowina-Verlag treffen - und dabei in enger Verbindung zu vielen Sorben stehen. Eine andere Möglichkeit, die sorbische Basis in ihr eigenes Geschick einzubinden, gibt es nicht Eine Stiftung kann es nach wie vor geben, Doch sie sollte lediglich Gelder verwalten und weitergeben. Andernfalls wird an den Interessen der breiten Masse der Sorben vorbeigearbeitet.

Mittwoch, 31. März 2010

Sorbische Presse unerwünscht

Lausitzer Rundschau
Politik 01.04.2010

Die sorbische Abendzeitung Serbske Nowiny liegt mit dem eigenen Gesellschafter und Geldgeber, der Stiftung für das sorbische Volk, im Clinch. Von tendenziöser Berichterstattung ist die Rede und von eingeschränkter Pressefreiheit.

Am Ende war doch ein Redakteur der Serbske Nowiny bei der Pressekonferenz in Cottbus. Wie seine Kollegen von den anderen Medien hörte er, wie Helene Theurich, Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung für das sorbische Volk, die Kürzungen beim Sorbischen National-Ensemble (SNE) als beschlossene Sache verkündete (die RUNDSCHAU berichtete). Von 16,8 Millionen Euro, die Sachsen, Brandenburg und der Bund für dieses Jahr der Lausitzer Minderheit zum Erhalt ihrer Sprache und Kultur zur Verfügung stellen, kommen nur noch vier Millionen Euro beim SNE an. In den vergangenen Jahren waren es noch 4,9 Millionen Euro gewesen. Das Haus muss in diesem Jahr außerdem 40 Mitarbeiter einsparen.

Für den Außenstehenden erscheint es nur selbstverständlich, wenn die Redaktion einer sorbischen Zeitung zu einer Pressekonferenz eingeladen wird, in der es um wichtige sorbische Belange geht. Doch der Direktor der Stiftung für das sorbische Volk, einer 29-köpfigen Verwaltung, die für die sorbischen Institutionen den Haushalt führt und deren Immobilien verwaltet, wollte die Zeitung nicht dabei haben. Marko Suchy teilte das der Verlagschefin der Serbske Nowiny drei Tage vor dem Pressetermin schriftlich mit. Begründung: „unsachliche und tendenziöse Berichterstattung.“ Verlagschefin Maria Matschie wandte sich darauf an die Vorsitzende des Stiftungsrates. Ein 15-köpfiges Gremium, besetzt mit Vertretern der Sorben und der Länder Sachsen und Brandenburg sowie des Bundes, das über den Einsatz der Fördermittel für die Sorben entscheidet. Stiftungsratsvorsitzende Helene Theurich ließ die Serbske Nowiny zu der Pressekonferenz zu.

Zu diesem Zeitpunkt hatte die Redaktion bereits eine „Position“ publik gemacht, in der sie Stiftungsdirektor Suchy vorwarf, das sächsische Pressegesetz zu missachten und Druck auf die Redakteure auszuüben. Im Übrigen arbeite seine Verwaltung „intransparent“ und mit zu großem Personalaufwand im Vergleich zu anderen Kultureinrichtungen.

Ausdruck der Nichtachtung

Stiftungsdirektor Marko Suchy kommentiert die „Position“ der Serbske Nowiny auf RUNDSCHAU-Nachfrage mit den Worten „wie niedlich!“. Er habe der Zeitung nicht verboten zu kommen. „Ich habe die Redaktion nur nicht eingeladen, um klar zu machen, was ich von ihr halte. Nämlich nichts.“ Aus Sicht Suchys habe das Blatt in seinen Beiträgen über die durch Konzepte unterlegte Streichung von Stiftungsmitteln für das SNE völlig einseitig nur zugunsten der Ensemble-Mitarbeiter berichtet. Dabei aber kein Wort darüber verloren, dass mehr von dem knappen Geld in die Rettung der gefährdeten sorbischen Sprache investiert werden muss. „Das hat mich maßlos geärgert“, so Suchy.

Alfons Wicaz, amtierender Chefredakteur der Serbske Nowiny, verteidigt die „kritische und notgedrungen auch investigative“ Berichterstattung seiner Zeitung. Hinter den Kulissen hätten sich die Kollegen Informationen besorgen müssen über die anstehenden Kürzungen. Die Stiftung habe ihre Einsparpläne so lange geheim halten wollen, bis alles beschlossen und nicht mehr zu ändern ist. „Wie immer bei strittigen Themen“, sagt Wicaz, „sperrt uns der eigene Gesellschafter aus.“

Die Serbske Nowiny liegt nicht zum ersten Mal mit der Stiftung überkreuz. 2005 kritisierte die Zeitung ihren Gesellschafter, weil der tarifwidrige Abfindungen beim sorbischen Nationalensemble und damit Steuergeldverschwendung zugelassen hatte. Eine kritische Haltung sei immer eine Herausforderung für eine Zeitung, so Wicaz. Erst recht, wenn es gegen den eigenen Gesellschafter geht, der die Zeitung finanziert. Wenn auch mit Steuermitteln.

Um die unglückliche Konstellation aufzulösen, hat der Stiftungsrat 2007 für den Domowina Buchverlag einen Beirat eingerichtet. Wie ein Aufsichtsrat steht er seither zwischen der Stiftung als Gesellschafter und dem Domowina Buchverlag mit seinen Zeitungen Serbske Nowiny und Nowy Casnik.

Einmaliger Vorgang

Für den stellvertretenden Serbske Nowiny-Chefredakteur Wicaz hat dieses Modell wenig gebracht, für den Beiratsvorsitzenden Hans Eggert schon. Der ehemalige Chefredakteur der Sächsischen Zeitung kann nicht erkennen, dass die Stiftung Einfluss auf die Berichterstattung nimmt. Sie mische sich auch nicht in das Zeitungsgeschäft ein. Der Beirat, so Eggert, habe die Haushaltssituation für Verlag und Zeitung stabilisieren können. Fördermittel würden nun rechtzeitiger ausgereicht. Außerdem empfahl der Beirat Investitionen in ein neues Redaktionssystem. „Wir prüfen auch, wie die Zeitungen mit Anzeigen, Informationen und Archivmaterial mehr Geld verdienen können.“

Umso mehr erstaunt Eggert, dass der Stiftungsdirektor die eigene Zeitung von einer Pressekonferenz ausschließen wollte: „Wie man auf so eine Idee kommen kann, das ist unglaublich und ein einmaliger Vorgang.“

Von Daniel Preikschat

Sonntag, 28. März 2010

Die Direktion der Stiftung für das sorbische Volk - hat weiterhin Probleme mit der Pressefreiheit.

Putziges Gehabe

DJV Sachsen
25/03/2010

Was macht ein Chefredakteur oder Geschäftsführer, wenn man ihm schriftlich mitteilt, dass am Xxxtag eine Pressekonferenz stattfindet und er und/bzw. seine Redaktion NICHT eingeladen wird? Die Frage erwartet nicht nur EINE Antwort… Oberputzig ist die Ausladung, weil es sich bei der ausgeladenen Redaktion um die der einzig relevanten Tageszeitung handelt. Da möchte man sich schon die Schenkel klopfen…! Zur Sache: Die Serbske Nowiny – einzige (Abend-)Tageszeitung in sorbischer Sprache – sollte zu einer Pressekonferenz der Stiftung für das sorbische Volk am 25. März 2010 nicht zugelassen werden. Alleiniger Grund: „…njewecowne a tendenciozne rozprawnistwo zaslych dnjow…“ (die unsachliche und tendenziöse Berichterstattung der vergangenen Tage). Die Ausladung wurde irgendwie und irgendwann zurückgenommen. Aus- und wohl auch Wiedereinlader ist Marko Suchy, Direktor der Stiftung für das sorbische Volk. Er hat ansonsten offensichtlich noch einen viel schlimmeren “Feind”: Internecy.

Michael Hiller

Die Stellungnahme der Serbske Nowiny findet sich hier.


Position

der Redaktion Serbske Nowiny

zum Brief des Direktors der Stiftung für das sorbische Volk, Marko Suchy, an die Geschäftsführerin des Domowina-Verlages GmbH, Maria Matschie, vom 22. März 2010

1. Wir verurteilen die Missachtung der §§ 3 und 4 des Sächsischen Pressegesetzes über die öffentliche Aufgabe und das Informationsrecht der Presse, sowie des Artikels 5 des Grundgesetzes und die damit beabsichtigte Einschränkung der Pressefreiheit durch den Stiftungsdirektor Herrn Marko Suchy, wenn er die Journalisten der Serbske Nowiny zur Pressekonferenz über die Ergebnisse der Tagung des Rates der Stiftung für das sorbische Volk am 25. März 2010 in Cottbus auslädt.

2. Die Ursache für das Vorgehen des Stiftungsdirektors ist nicht die von ihm bemühte „unsachliche und tendenziöse Berichterstattung der vergangenen Tage“, sondern sind kritische journalistische Beträge zu der durch die Stiftung für das sorbische Volk intransparent vorangetriebenen „Modernisierung der bisherigen Strukturen“ institutioneller Förderung unter dem Primat des Geldes sowie zum Verhältnis von Mitarbeitern und bearbeiteter Fördersumme der Stiftung gegenüber vergleichbaren Kultureinrichtungen.

3. Seitens der Stiftung für das sorbische Volk wird erneut Druck auf die Redakteure ausgeübt, um sie einzuschüchtern und somit eine öffentliche kritische Auseinandersetzung zur Arbeitsweise der Stiftung zu verhindern. Bereits 2004 empfahl Stiftungsdirektor Marko Suchy vor dem Bundesvorstand der Domowina, über die Ablösung des Chefredakteurs der Serbske Nowiny nachzudenken. 2006 warf der damaligen Stiftungsratsvorsitzende Christian Baumgärtel dem Chefredakteur vor, er lasse nur „seine eigene Meinung gelten“.

4. Inzwischen nimmt ein Beirat die Aufgaben der Stiftung für das sorbische Volk als Gesellschafterin des Domowina-Verlages wahr. Dennoch ist ernsthaft darüber nachzudenken, für den Verlag einen unabhängigen Gesellschafter zu finden, der sich nicht von den Geldgebern Bund, Freistaat Sachsen und Land Brandenburg beeinflussen lässt.

Bautzen, den 25. März 2010