Dienstag, 21. September 2010

Ensemble-Chef muss gehen - viele Fragen bleiben

Sächsische Zeitung
Freitag, 17. September 2010

Wolfgang Rogner wurde als Intendant des Sorbischen National-Ensembles entlassen. Noch ist nicht klar, warum.

Von Irmela Hennig

Die Gründe sind nicht bekannt. Nur die Tatsache steht: Wolfgang Rogner wurde als Intendant des Sorbischen National-Ensembles Bautzen (SNE) fristlos entlassen. Nähere Angaben macht die Stiftung für das sorbische Volk, die diese Entlassung ausgesprochen hat nicht. Auch Christian Baumgärtel, Vorsitzender des Ensemble-Beirates, kennt nur den Fakt und nicht die Veranlassung. Der Beirat prüft die Tätigkeit des Geschäftsführers - diese Position hatte Wolfgang Rogner bis Mai dieses Jahres inne. Ob wirtschaftliche Fehlentscheidungen nun zu Rogners Entlassung geführt haben? Christian Baumgärtel kann das nicht sagen. Nur so viel, für 2009 hatte der Beirat empfohlen, den Geschäftsführer Rogner zu entlasten. "Da war alles in Ordnung", so Baumgärtel. Die Gründe für die nun fristlose Kündigung des ohnehin beurlaubten Intendanten soll der Beirat am 4. Oktober erfahren. Wolfgang Rogner war für die SZ selbst nicht zu erreichen. In der Sorbischen Zeitung hatte er aber rechtliche Schritte angekündigt.

Streit um neue Strukturen

Für Lutz Hillmann - den Intendanten des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters in Bautzen und langjährigen Kollegen Rogners - ist die Entscheidung unverständlich. "Wenn er Fehler gemacht hat, dann kommt die fristlose Kündigung zu spät. Wenn nicht, dann einigt man sich in solchen Fällen über Abfindungen und in Gesprächen."

Schon seit Mai 2010 ist Wolfgang Rogner praktisch nicht mehr Intendant des Sorbischen National-Ensembles. Quasi übers Wochenende wurde er beurlaubt und zuvor als Geschäftsführer abgesetzt. Der Grund - Rogner wollte die Umstrukturierung des SNE nicht mittragen. Die Stiftung für das sorbische Volk hat als Gesellschafter und wichtigster Geldgeber beschlossen, das Musiktheater zu verkleinern. Von 107 Stellen sollen 27 gestrichen werden. Wolfgang Rogner hatte in der Vergangenheit mehrfach gesagt, dass es mit dieser Entscheidung "kein Ensemble mehr gibt, mit dem ich arbeiten kann".

Die Stiftung für das sorbische Volk hatte im Zuge der Umstrukturierung eine Wirtschaftsprüfung für das Ensemble in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse sind da, aber noch nicht veröffentlicht. Darum ist unklar, ob die Kündigung damit in Zusammenhang steht.

Präsidiums-Mitglieder beurlaubt

Gedanken über die Entlassung macht sich auch die Gesellschaft zur Förderung des Sorbischen National-Ensembles. Allerdings will man hier die Begründung abwarten, ehe man sich äußert. Mit der Verkleinerung des Ensembles stehe die Zukunft des Förderkreises allerdings auch selbst in Frage. - Indes hat die Diskussion um die Zukunft des SNE zu ersten Konsequenzen geführt. Nachdem mehrere Sorben in einem offenen Brief Kritik an der geplanten Zusammenfassung von sorbischen Einrichtungen in einer Kultur-GmbH geübt hatten, wurden nun zwei Mitunterzeichner von ihrer Arbeit im Domowina - Präsidium beurlaubt. Der Domowina - Bundesvorstand hat der Vorsitzenden des Sorbischen Schulvereins Ludmila Budar und Benedikt Dyrlich das Misstrauen ausgesprochen.

Ein Schlichtungsausschuss prüfe nun, "ob das Handeln beider Personen zu einer Verletzung in ihrer Verantwortlichkeit entsprechend der Satzung" geführt hat und der Domowina ein Schaden entstanden ist, so Jana Peter vom Bundesvorstand. Für Benedikt Dyrlich, den Vorsitzenden des Sorbischen Künstlerbundes, ist das unverständlich. Der Brief sei ein Ausdruck von Demokratie - und er stehe dazu.


Sächsischer Rechnungshof:
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