Donnerstag, 16. September 2010

"Wir haben sechs Monate umsonst gearbeitet"

Sächsische Zeitung
Donnerstag, 16. September 2010


Bautzen. Verleger Frank Stübner verlässt die Arbeitsgruppe für sorbische Medien. Aus seiner Sicht haben die Ideen der Fachleute keine Chance.

Die sorbischen Einrichtungen sollen reformiert werden. Dazu hat die Stiftung für das sorbische Volk Arbeitsgruppen gegründet - auch für die sorbischen Medien. Doch das Verhältnis ist gespannt. Nach der Vorsitzenden Anne Holzschuh, legt nun auch Lusatia-Verleger Frank Stübner die Arbeit nieder.

Herr Stübner, warum haben Sie die Arbeitsgruppe verlassen?

Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass unsere Vorschläge kaum zum Zuge kommen werden. Die Stiftungsverwaltung und die AG Bühne setzen ihr Konzept der Kultur-GmbH durch, die mehrere Einrichtungen unter einem Dach zusammenfassen soll. Das lässt sich wohl nicht mehr aufhalten.

Welchen Vorschlag hatte denn die Arbeitsgruppe Medien für die Zukunft von Domowina-Verlag und Sorbischer Zeitung?

Wir haben ein Konzept für ein Medienhaus entwickelt, das sorbische Medien wie den Buchverlag, Zeitungen, Zeitschriften und audiovisuelle Medien zusammenführt und dabei das Potential der Sparten berücksichtigt. Natürlich soll die Entwicklung auch hin zu neuen Medien gehen - Internet, E-Book, die Vernetzung der Einrichtungen untereinander. Wir haben sechs Monate intensiv gearbeitet, uns informiert, wie man anderswo mit neuen Medien umgeht - aber letztlich war diese Arbeit umsonst.

Hat sich dieses Ergebnis von Anfang an angedeutet?

Ich war zunächst skeptisch, als man mich um die Mitarbeit in der Arbeitsgruppe bat. Ich hatte so etwas vor zehn Jahren schon einmal mitgemacht. Damals ging es zum Beispiel darum, ob es sinnvoll sei, die Schulbuchproduktion im Domowina-Verlag zu belassen oder sie an das Witaj-Zentrum anzubinden. Am Ende setzte sich die Stiftung gegen den Willen der Praktiker durch. Trotz der Erfahrung damals habe ich mich dann doch entschieden, wieder mitzumachen, denn man hatte uns Autonomie zugesichert. Letztendlich hat sich mein Eindruck verstärkt, dass unsere Arbeitsgruppe nur Alibifunktion hat.

Wie soll die Kultur GmbH aussehen, die wohl kommen wird?

Sie soll nach Vorstellungen der Arbeitsgruppe Kunst/Bühne das Sorbische National-Ensemble, den Domowina-Verlag und das Witaj-Sprachzentrum zusammenfassen. Was unsinnig ist, da es sich um völlig verschiedene Sparten handelt. Angebliche Vorteile werden bisher nur postuliert, ohne sie mit konkreten Berechnungen zu untersetzen.

Wie sieht denn die Rolle der sorbischen Zeitung "Serbske Nowiny" bei all dem aus?

Die wird, wie die anderen journalistischen Medien, außen vor gelassen. Das verstehe ich wiederum nicht, weil eine Verbindung von Verlag und Zeitung gerade im Zeitalter moderner Medien ja sehr sinnvoll ist. Stattdessen soll eine weitere Firma gegründet werden.

Gespräch: Irmela Hennig

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