Mittwoch, 30. November 2011

Ohne Rücksicht auf Verluste

Serbske Nowiny
Deutsche Ausgabe

30.11.2011

Was hatten wir nicht für große Hoffnung, dass es mit dem Sorbischen National-Ensemble aufwärts gehen würde, als die engagierte Heimkehrerin aus dem Westen Milena Vettraino 2010 die Leitung der Kultureinrichtung übernahm. Mit offenen Armen wurde sie empfangen und manch einer feierte sie schon als die große Retterin. Auch Frau Vettraino stellte sich selbst so dar, sie wollte das Sorbische National-Ensemble „sorbischer“ machen und etwas „Pepp in die Bude“ bringen.

Doch jetzt, fast anderthalb Jahre nach ihrem Amtsantritt als Intendantin des SNE, ist aus dem großen Durcheinander mit dem Namen Sorbisches National-Ensemble noch ein viel größeres geworden. Und nicht nur das, auch das Defizit hat sich seit der Übernahme von Vettraino von circa 400 000 Euro weiter vergrößert. Das sollte aber noch das kleinere Übel sein. Denn: Größeren Schaden hat die Hornistin nach Meinung vieler – und ich teile diese Meinung – den Sorben mit ihrer unprofessionellen Vorgehensweise zugefügt. Durch das Nichtbeachten eines Gerichtsbeschlusses und das mit Verlaub „dilettantische“ Vorgehen bei der fristlosen Kündigung eines Mitarbeiters und durch einige weitere grobe Schnitzer der Intendantin und ihrer Berater, die ich hier nicht weiter aufzählen möchte, ist das Ansehen des gesamten sorbischen Volkes stark beschädigt worden. Es grenzt an ein Wunder, dass Milena Vettraino überhaupt noch die Institution leitet. Einige Sorben wurden schon wegen viel kleinerer „Vergehen“ aus Gremien ausgeschlossen und ihnen wurde Misstrauen ausgesprochen. Da reicht bereits die Unterschrift unter einen Protestbrief, der sich gegen die Stiftung für das sorbische Volk richtet. Doch einige können sich scheinbar alles erlauben, vor allem Steuergelder „en masse“ zu verschleudern und keine Rücksicht auf Verluste zu nehmen, von Gesetzen und Vernunft ganz zu schweigen.

Dass jetzt manch einer den Sorben den Geldhahn am liebsten sogar zudrehen würde, kann ich verstehen. Denn: Statt das Geld vernünftig in die Zukunft unseres Volkes zu investieren, verbraten wir es lieber wegen „dilettantischer“ Fehler und Unwissen vor Gerichten. (Janek Schäfer)

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